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Die Aufzugstracht von 1719 legte für die folgenden Jahrzehnte die Erscheinung bergmännischer Aufzüge fest. 1733 marschierte bei der Erbhuldigung Friedrich August II. in Freiberg erstmals die gesamte Revierbelegschaft in der neuen Kleidung auf. Bei der Nachtmusik für die königliche Familie 1739 zogen sogar 3555 Mann mit Fackeln und Grubenlicht durch das dunkle Freiberg zum Schloß Freudenstein.

1768, zur Zeit des wirtschaftlichen Aufbaus Sachsens nach den riesigen Schäden des Siebenjährigen Krieges, erfuhr die Bergmannstracht ihre Wandlung zur Uniform. Ihr pflichtgemäßes Tragen wurde durch entsprechende Maßnahmen erzwungen. Sie war damit zu einem Mittel der strengen Unterordnung der Bergarbeiterschaft unter die bergbauliche Führungsschicht geworden und erhielt eine den spätfeudalen Bergstaat mit seinen Klassenauseinandersetzungen charakterisierende Funktion. Den Anlaß gab ein Staatsbesuch des Uniformen liebenden Administrators Xaver 1766 in Freiberg, bei dem dieser feststellte, daß weder sein Generalbergkommissar von Heynitz noch die Mitglieder des Oberbergamtes im bergmännischen Habit, sondern zivil gekleidet erschienen waren. Für von Heynitz war dieser Tadel Grund, die Aufzugstracht von 1719 zu einem „Parade-Berg-Habit“ uniformartiger Prägung zu verändern. Seiner Gestaltung wurde dabei eine Einteilung der Berg- und Hüttenmannschaft, der auch neue Gruppen, so der Lehrkörper und die Stipendiatenschaft der Bergakademie, angegliedert wurden, in 11 Klassen zugrunde gelegt. Die Uniform sollte sowohl der „unvermelden Subordination“ dienen, als auch „distinguierend“, d. h. abgrenzend gegenüber den zivilen Volksschichten wirken. Besondere gesellschaftliche Abgrenzung galt hierbei den oberen Räumen, der Beamtenschaft, deren Nachwuchs sich besonders aus dem aufstrebenden Bürgertum rekrutierte. Entsprechend ihrer Uniformgestaltung wurden diese Schichten, d. h. die fachkundige Bürokratie, nunmehr zum Träger der bergmännischen Repräsentation und Tradition.

Die neue Tracht entsprach dem damaligen Stilempfinden, indem sie eine mehr militärische Gestaltung erfuhr. Die umgestaltete Puffjacke wurde nun im Bereich des Bergbaus einheitlich schwarz getragen. Die spitzen, aufsteckbaren Dreieckkappen von 1719, hervorgegangen aus der schützenden Bergmannsgugel, wurden zu unterschiedlich farbigen mondsichelförmigen Kragen umgebildet. Als neue Kopfbedeckung diente wieder einheitlich der zylinderförmige, auf 7 Zoll, etwa 21 cm, erhöhte Schachthut der Steiger und Mannschaften, im Bereich des Bergbaus grün, im Hüttenwesen schwarz getragen.

In den Jahrzehnten nach 1769 unternahm das Oberbergamt alle Bemühungen, den Uniformzwang nach strenger militärischer Ordnung aufrechtzuerhalten. Trotzdem der Bergbau in der ersten Hälfte des 19. Jh. für die sächsische Wirtschaft nahezu bedeutungslos geworden war — 1831/1838 kamen z. B. von 5,5 Mill. Gulden Staatseinnahmen 300000 aus dem Post- und Salzmonopol, dagegen nur 66000 aus der Silberproduktion — versuchte die Führungsschicht des sächsischen Bergwesens die Vorstellung von der Notwendigkeit eines mit Sonderrechten ausgestatteten „Bergstaates" aufrecht zu erhalten. Tradition und Bergmannsuniform hatten hierbei eine besondere Rolle zu spielen.

1826 war S. A. W. v. Herder Oberberghauptmann geworden. Durch ihn erhielt der „sächsische Bergstaat" das Gepräge, das uns noch heute durch zahllose Werke der Volkskunst weitgehend gegenwärtig ist. Uniformfragen hatten für v. Herder eine besondere Bedeutung. 1827 erwirkte er ein königliches Patent, das „das Nichttragen des Habite s als Verleugnung des Standes und des bergmännischen Geistes, seine willkürliche Veränderung und Ausgestaltung andererseits als unpassenden Luxus verurteilte und verbot". Durch den Erlaß wurde das Tragen von Zivilkleidern fast ganz untersagt, das Auftreten mit den dem Rang nicht zukommenden Verzierungen bei Abzug eines Wochenlohns unter Strafe gestellt. Unter v. Herder kam es aber weder zur Gestaltung einer neuen Uniform noch zu einem totalen Verbot der Zivilkleidung.

 

Historisches Habit

Historisches Habit

Historisches Habit

Bergbrüder im historisches Habit

 

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Die Bergmannsuniform 
und seine Geschichte

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